Allgemeines

Die Geschichte
der Eberswalde-Finowfurter Eisenbahn
Textfeld: Oberbarnimer
            Eisenbahnfreunde e. V.
            Ansprechpartner: Ronny Sdunzik
            Tel. 0160/2423388
 
Reichsbahn, Russen, Raritäten
Eine Modulanlage nach dem Vorbild der ehemaligen Eberswalde-Finowfurter Eisenbahn im Maßstab 1:87  
Die Eberswalde-Finowfurter Eisenbahn im Nordosten Brandenburgs war nur 10 Kilometer lang und wurde nicht einmal 90 Jahre alt. Sie hatte eine sehr wechselhafte und interessante Geschichte. Die Oberbarnimer Eisenbahnfreunde wollen ihr mit ihrer Modellbahnanlage ein würdiges und eindrucksvolles Denkmal setzen.
Das Finowtal gilt als die industrielle Wiege Brandenburgs. Entlang der ältesten künstlichen Wasserstraße Deutschlands, dem Finowkanal, siedeln sich Korn- und Schneidemühlen, Poch- und Hammerwerke an. Holz- und metallverarbeitende Fabriken finden ideale Standortbedingungen. Doch Ende des 19. Jahrhunderts läuft die Region Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Eberswalde hat seit 1842 Eisenbahnanschluss. Aber die Berlin-Stettiner Eisenbahn quert das Finowtal nur. Die Industrie bleibt ohne Bahnanschluss.
Erst im Oktober 1907 kann die privat finanzierte und gebaute Eberswalde-Schöpfurther Eisenbahn (ESE) in Betrieb genommen werden. Eigentümer der Kleinbahn ist die Deutsche Eisenbahngesellschaft Frankfurt/Main (DEG).
Die Strecke beginnt südlich des Eberswalder Hauptbahnhofes mit den Übergabegleisen zur Staatsbahn, führt über die Stationen Eberswalde-Westend Kleinbahnhof, Eisenspalterei und Heegermühle nach Schöpfurth. Hier befindet sich der Betriebmittelpunkt der Bahn mit zweiständigem Lokschuppen und Werkstatt, später kommt noch ein Triebwagenschuppen hinzu.
Die ESE ist hauptsächlich für den Güterverkehr konzipiert. Trotzdem gibt es schon im ersten Fahrplan fünf Personenzugpaare. Mehr ist nicht möglich, da man nur eine Personenzuggarnitur und zwei Tenderlokomotiven hat.
Die Bahn bringt der Industrie den lang ersehnten Anschluss. In Eisenpalterei zweigen Anschlussgleise zur Eisengießerei Friedeberg und dem Eisenhüttenwerk Hoffmann & Motz, in Heegermühle zu einer Lineoliumfabrik und dem Steinverladeplatz einer Ziegelei am Kanal, in Schöpfurth zu den Mühlen am Kanal ab. 
Die Bahn bringt aber auch neue Industrie. 1908 bauen die Märkischen Elektrizitätswerke bei Heegermühle ein Kraftwerk. Die Stadt Eberswalde legt in Eisenspalterei einen Hafen an. Schering errichtet in Heegermühle eine chemische Fabrik. 1912 baut die Maschinenfabrik Robert Ardelt zwischen Eberswalde und Eisenspalterei eine Fabrik für die Herstellung von Kranen. Alle Werke erhalten Anschluss an die ESE 1914 baut das Messingwerk eine neue Fabrik, Alt- und Neuwerk sind von Heegermühle aus an die ESE angeschlossen. Zum Messingwerk fahren sogar Personenzüge.
Nach 10 Jahren befördert die Bahn jährlich 250.000 Tonnen Güter und 1 Million Fahrgäste.
1918 sind sechs Dampflokomotiven im Einsatz, vier davon Leihlokomotiven von anderen Strecken der DEG.
1924 erhält die Kleinbahn eine Konzession als Privatbahn. Jetzt können Frachten zu einem durchgehenden Tarif in das Netz der Reichsbahn abgefertigt werden. Der Bahnhof Eberswalde-Westend Kleinbahnhof wird in diesem Zusammenhang in Eberswalde West umbenannt.
1928 entsteht aus den Gemeinden Eisenspalterei, Heegermühle und Wolfswinkel die Gemeinde Finow, der Bahnhof Heegermühle trägt fortan diesen Namen.
1930 schließen sich Schöpfurth und Steinfurt zu Finowfurt zusammen. Der Endbahnhof heißt jetzt Finowfurt, die Strecke Eberswalde-Finowfurter Eisenbahn (EFE).
1924 gibt es Pläne, die Strecke mit dem Netz der seit 1910 existierenden Eberswalder Straßenbahn zu verbinden und teilweise zu elektrifizieren. Sie werden nie umgesetzt.
Die Weltwirtschaftskrise läßt das Güteraufkommen auf 200.000 Tonnen jährlich sinken. Dramatisch ist der Einbruch im Personenverkehr. Arbeitslosigkeit und hohe Fahrpreise zwingen die Menschen dazu, zu Fuß oder mit dem Fahrrad den Weg in die Stadt oder zur Arbeit zurückzulegen.
1931 wird die Bahnstrecke über das Übergabegleis zur Staatsbahn hinaus in südöstliche Richtung zur Station Eberswalde-Wasserfall verlängert und führt einige Jahre nach Spechthausen zu einer Papierfabrik. Sie stellte übrigens jahrzehntelang das gesamte Papiergeld für Deutschland her. 1933 wird in Finowfurt die Station Spechthausener Weg eingerichtet und die Anschlußbahn zur Finowfurter Mühle für den Personenverkehr geöffnet. Die Haltestelle, die mitten im Dorf liegt, erhält den Namen Finowfurt Ort.
Um den Personenverkehr wirtschaftlich zu gestalten, beschafft die Bahn 1933 und 1934 zwei Triebwagen der Bauart Wismar. 1936 gibt es an der EFE 15 Anschlussbahnen. Der Güterverkehr steigt an – auch durch den Bau der Autobahn Berlin-Stettin. Eine Anschlussbahn – die von Finowfurt zum Imprägnierwerk Hubertsmühle – kreuzt die Autobahn per Unterführung.
Ende der 30er Jahre kauft die Bahn zwei Dampflokomotiven aus dem genormten Bauprogramm deutscher Lokomotivfabriken vom Typ Elna 3.
Der Vorbereitung auf den zweiten Weltkrieg und der Krieg selbst wirken sich unmittelbar auf die Beförderungsleistungen aus.  Ein neu entstandener Flugplatz in Finow, Kasernen, das Luftwaffenzeugamt in Biesenthal und die Rüstungsproduktion sorgen für hohes Fracht- (700.000 Tonnen) und Passagieraufkommen (1,3 Millionen). Am Flugplatz sowie zum Luftwaffenzeugamt werden Anschlußbahnen gebaut. Letztere ist zehn Kilometer lang und damit länger als die EFE selbst. Die Ardelt-Werke beschäftigen jetzt 8000 Menschen und bauen Panzerabwehrkanonen, Torpedoausstoßrohre, Panzergetriebe, Minen, Granaten und Bomben.
Die Ausflugszüge nach Eberswalde-Wasserfall werden mit Kriegsbeginn eingestellt. Dennoch fahren 1943 15 Personzugpaare. Sie dienen vor allem dem Berufsverkehr.
Eberswalde bleibt bis zwei Wochen vor Kriegsende von Bomben verschont. Erst im April 1945 wird es von deutschen Truppen bombardiert. Dabei wird der Bahnhof Eberswalde-West zerstört. Die Unterführung der EFE durch die Hauptbahn Berlin-Stettin wird gesprengt und damit die Verbindung zum Anschlussgleis nach Spechthausen unterbrochen. Der Streckenabschnitt wird stillgelegt und später abgebaut.
Ab Mai 1945 werden große Teile der Industrieanlagen in den Rüstungsbetrieben demontiert, Kasernen, Flugplatz und Luftwaffenzeugamt (jetzt Munitionsdepot) nutzt die Rote Armee.
1946 wird die Bahn enteignet, 1947 durch die Landesbahnen Brandenburg übernommen. Ab 1949 gehört sie samt der vier vorhandenen Tenderlokomotiven und der beiden Triebwagen der Deutschen Reichsbahn.
1951 beginnt wieder die Kranproduktion in den ehemaligen Ardelt-Werken, das Walzwerk ging schon 1947 wieder in Betrieb.
1955 ist die Belastung durch Militärtransporte der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) so stark, daß die Streckengleise bis Finow sowie die Anschlußbahnen zum Flughafen und zum Munitionsdepot Biesenthal für 21 Tonnen Achslast ausgebaut werden.
Als 1956 auf dem Gelände des früheren Messingwerkes ein Walzwerk entsteht, beginnt die Bahn mit der schrittweisen Verlagerung des Reiseverkehrs auf Busse. Der Triebwageneinsatz wird beendet.
Der letzte planmäßige Personenzug fährt 1961.
Die Privatbahnlokomotiven sind bis 1962 im Einsatz. 1963 werden sie durch die Baureihe 52 ersetzt. Zunächst sind zwei Loks auf der Strecke im Einsatz, ab dem Winterfahrplan 1964/65 nur noch eine.
Am 1. Januar 1965 wird die Strecke in einen Streckenrangierbezirk des Bahnhofs Eberswalde umgewandelt.
1970 wird die Anschlußbahn zum Messingwerk stillgelegt. Die Reichsbahn hat das hier entstandene Walzwerk über eine neue Strecke aus Richtung Norden angeschlossen. Im gleichen Jahr werden Eberswalde und Finow zur Stadt Eberswalde-Finow zusammengeschlossen. Entlang der EFE werden Wohngebiete gebaut.
Es gibt in den 70er-Jahren Pläne, den Personenverkehr wieder aufzunehmen. Doch dazu hätten Oberbau und Sicherungstechnik ausgebaut werden müssen. Es fehlt das Geld und es bleibt beim Güterverkehr.
1972 beginnt die Ablösung der Dampfloks durch Dieselloks der Baureihe 106. Auch die Baureihe 101 ist jetzt auf der Strecke eingesetzt. Zwar gibt es keinen Personenverkehr mehr, aber Triebwagen der Baureihe 171 („Ferkel-Taxe“) sind gelegentlich zu Dienstfahrten auf den Anschlussbahnen im Einsatz. Auf den Anschlußbahnen selbst gibt es einen bunten Fahrzeugpark: Dampfspeicherloks, Kleindieselloks verschiedenster Baureihen und sogar einen Eisenbahndrehkran EDK 80/2.
1981 gibt es zehn Industrie-Anschlußbahnen und 6 Militäranschlussgleise der GSSD. 1985 baut die Sowjetarmee den Flugplatz aus, die schweren Ganzzüge mit Baustoffen werden mit bis zu drei Lokomotiven bespannt. Wegen immer schwerer werdender Züge ersetzt die DR die Loks der Baureihe 106 durch stärkere der Baureihe 110.
Das Ende der DDR beschert der Bahn für kurze Zeit einen stattlichen Lokpark. Auf dem Bahnhof Finowfurt werden zwischen 1990 und 1993 nicht mehr benötigte Loks der Baureihen 44 (Öl), 52, 106 und 120 („Taiga-Trommel“) abgestellt. Nach der Wende werden bis zur Betriebseinstellung wieder Loks der Baureihe 106 (ab 1.1.1992 BR 346) eingesetzt.
1994 werden noch einmal Höchstleistungen vollbracht, als die jetzt Russische Armee abzieht.
Der Ausverkauf der Industrie und die Vernichtung von 20.000 Industriearbeitsplätzen sind in den 90er-Jahren der Todestoß für die Bahn.
Am 4. Dezember 1995 wird mit einer Rangierfahrt zum Imprägnierwerk Hubertusmühle ein letztes Mal die gesamte Strecke befahren. Am 4. März 1996 bedient eine Rangierfahrt zum letzten Mal den Gleisanschluss des Kranbaus Eberswalde. Es ist das Ende der Bahn.
Die meisten Gleise liegen noch, sind aber zugewachsen. Eine Verbindung zum Netz der Deutschen Bahn gibt es nicht mehr. Die Bahnhöfe Finowfurt und Finow sind verkauft. Der Bahnhof Eisenspalterei wurde für die Landesgartenschau 2002 abgerissen, obwohl er unter Denkmalschutz stand. Das Empfangsgebäude Eberswalde-West ist inzwischen verfallen.
 
Jetzt erinnert nur noch die Modulanlage der Oberbarnimer Eisenbahnfreunde an diese Strecke. Sie soll eines Tages komplett im Maßstab 1:87 wieder betriebsfähig sein und den Zustand der Jahre 1960-1980 zeigen.
 
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